Das Forschungsprogramm Public Value Creation
Public Value zur Vermittlung zwischen Wirtschaft und Gesellschaft
Im Kern des CLVS steht das Forschungsprogramm „Public Value-Management». Was bedeutet „Public Value»?
Im Unterschied zu einseitigen Schwerpunktbildungen (Stakeholder Value, Shareholder Value) geht es im Public Value um eine ganzheitliche Sicht auf das unternehmerische Handeln als gesellschaftliche Wertschöpfung. Public Value legt seine Aufmerksamkeit auf die gesellschaftliche Funktion einer Organisation. Dies können Profit-Unternehmen, NPO oder öffentliche Verwaltungen sein.
Wie entsteht Public Value?
Er wird nicht geliefert, sondern leitet sich aus der subjektiven Bewertung gesellschaftlicher Vertreter ab. Diese Bewertung erfolgt hinsichtlich politisch-sozialer, moralisch-ethischer, hedonistisch-ästhetischer und instrumentell-utilitaristischer Werte. Von Public Value kann erst gesprochen werden, wenn die Arbeit einer Organisation eine Wertschätzung in der Bevölkerung erfährt. Darin unterscheidet sich der Public Value-Ansatz vom Stakeholder-Ansatz: Im Stakeholder-Ansatz wird danach gestrebt, den Anliegen und Bedürfnissen aktueller oder potentieller Stakeholder zu entsprechen.
Im Public Value Ansatz geht es um die Einschätzung, inwiefern eine Organisation in ihrem Kerngeschäft die Funktionsfähigkeit einer Gesellschaft beeinflusst.
Wer beurteilt, ob Public Value geschaffen worden ist?
Zunächst ist zu bestimmten, wer den Public Value nicht beurteilen kann. Es geht nicht um eine einseitige Rechenschaftsablegung der Organisationsvertreter, was in Geschäftsberichten stattfindet. Genauso wenig geht es nur um einen öffentlichen Diskurs über die Frage, ob eine Organisation Public Value geschaffen hat. Damit können weder allein die Organisationsvertreter noch allein Gesellschaftsvertreter den Public Value einer Organisation bewerten.
Die Bewertung eines Public Values erfolgt durch „gesellschaftlich relevante Gruppen». Diese sind „opinion representatives» und „opinion leaders». „Opinion representatives» sind Vertreter einer geographisch eingegrenzten Gesellschaft, die für „typische» und gegenstandsrelevante Bewertungen stehen. „Opinion leaders» sind Einzelpersonen oder oberste Führungskräfte in Institutionen, welche in verantwortlicher Position die öffentliche Meinung stark prägen (können).
Wer wählt die Personen aus, die den Public Value einer Organisation bestimmen?
Public Value ist in erster Line ein Führungsinstrument für die obersten Leitungsgremien einer Organisation. Deshalb entscheidet die jeweilige Organisation, wen sie ihren Public Value bewerten lassen möchte. Wie in allen anderen Bewertungsprozessen liegt dabei die Gefahr auf der Auswahl „sozial gewünschter» Gesprächspartner. Im Sinn einer „Public Governance» sind vor allem kritische Stimmen zu berücksichtigen. Diesen Auswahlprozess lässt sich in ausgedehnten Abstimmungsprozessen oder direktiv gestalten. Wenn viele gesellschaftliche Gruppen einbezogen werden, sind auch die Ergebnisse tendenziell stärker legitimiert. Direktive Auswahlprozesse haben den Vorteil der Effektivität und Effizienz. Je nach Situation und Machbarkeit ist der eine oder der andere Ansatz oder auch eine Zwischenlösung zu wählen. Jedenfalls sind partizipative Ansätze zur Stärkung der Legitimation den direktiven vorzuziehen.
In welchem Umfang leistet eine Organisation Public Value?
In erster Linie steht eine Organisation für ihre gesellschaftliche Funktion in ihrem Kerngeschäft. Dieses hat sachliche, fiskalische aber auch moralische und politische Dimensionen. Mit Blick auf den Stellenwert in der Gesellschaft ist das Kerngeschäft vieler Organisationen – so die These – „unterbewertet». Anstatt dieser „Unterbewertung» entgegenzuwirken, initiieren beispielsweise viele Profit-Unternehmen „soziale Projekte», in denen sie aber keine Kompetenzen haben. Public Value beginnt also im Kerngeschäft.
Was heisst Public Value für Führungskräfte einer Organisation?
Führungskräfte müssen vor allem über die Kennzahl und die operative Exzellenz hinaus denken! Die Herausforderungen sind enorm: Messen, was messbar ist, aber auch den Mut haben, mal einer Idee oder auch einem Zweifel zu vertrauen, die nicht mit einer Zahl „heruntergebrochen» werden können. Man muss der Diskussion darüber Raum geben, die Kreativität anstacheln und immer den „gesellschaftlichen Wert» im Auge haben. Gemeinwohlorientierung muss natürlich auch gut gemacht sein. Public Value ist kein Freibrief für fehlende oder einseitige Wirkungsorientierung. Vielmehr ist Public Value ein Plädoyer für eine ganzheitliche Ergebnisbetrachtung.
Was heisst Public Value für Mitarbeitenden einer Organisation?
Es geht zunächst um eine Stärkung des Bewusstseins, dass mit jedem Kunden immer auch die Gesellschaft als Ganzes am Tisch sitzt. Man kann ein solches Aufgabenverständnis und Arbeitsethos aber nicht vorschreiben, wohl aber fördern.